3. Debora

Die Prophetin Debora Biene auf Löwenzahn

Debora (hebr. דְּבוֹרָה dəvôrāh) bedeutet „Biene“. Das Alte Testament kennt drei Frauen dieses Namens: Die erste im Kanon ist die Amme der Rebekka. Die bekannteste ist die Prophetin und Richterin des Richterbuches(Ri 4,4-10.14; Ri 5,1.7.12.15). Nur kurz genannt wird dagegen die Großmutter Tobits (Tob 1,8).

Als Sisera, der Heerführer Jabins, König von Kanaan, Israel mit Gewalt 20 Jahre lang bedrängt, ziehen die Israeliten zu Debora zur Rechtssprechung. Debora fordert daraufhin mittels der zitierten Rede JHWHs (Ri 4,6-7) Barak auf, Israel für den Kampf zu rüsten, und zieht auf dessen Bitte hin mit ihm an den Ausgangspunkt des Gefechts auf den Berg Tabor. Die Schlacht wird geschlagen und der militärisch hochgerüstete Feind u.a. durch den Totschlag Siseras durch Jaël vollständig vernichtet. Für Israel kehrt daraufhin für 40 Jahre Ruhe ein.

In diese Kriegs- und Rettungserzählung wird Debora an erster Stelle als Frau, ferner als Prophetin, die in Israel richtend tätig ist, sowie als Frau des Lappidot eingeführt. In Verbindung mit Ri 5 wird sie als Sängerin, militärische Führungsgestalt, Kriegerin wie auch als Mutter charakterisiert.

Debora ist die einzige Frau unter den Richtern des Richterbuches und sie ist die einzige im AT, die Prophetin und Richterin zugleich ist. In Ri 4 nimmt sie eine Mittlerfunktion zwischen den Menschen und Gott ein, wie dies ProphetInnen tun. Diese rufen Gott an, sprechen in Gottes Namen und werden in Notsituationen als Ratgebende und für Hilfeleistungen angefragt. Debora erfüllt ihre prophetische Funktion: Sie steht in Kontakt mit Gott, da sie seine Anweisungen ausspricht; sie befiehlt Barak bzw. lässt ihn zu sich rufen; sie spricht die Aufforderung zum Kampf aus und sichert Barak ihre Begleitung und damit den Beistand Gottes zu; sie erteilt durch die zitierte Rede JHWHs eine Siegeszusage und lässt dadurch Gott zu Wort kommen. Im gesamten Text übernimmt sie die Funktion des Sprechens des Wortes Gottes und wird somit dem Gleichklang ihres Namens „Debora“ mit dem hebräischen Begriff für Wort (דבר dabar) vollens gerecht. Denn das Wort – im Namen und Auftrag Gottes – ist jenes Medium, durch welches ProphetInnen in der Bibel in die Öffentlichkeit gehen. Als „Frau des Wortes“ erweist sie sich als „Verbindungsglied zwischen Gott und der Situation ihrer Zeit“ und wirkt entschlossen, klar und zielgerichtet, vor allem auch im Gegenüber zu Barak, der in ihrer Gegenwart verblasst und im Dunkeln bleibt.

aus: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/16245/ von: Sigrid Eder, Juli 2009
Bildquelle: commons.wikimedia.org/wiki/File:Biene_beim_Pollensammeln_auf_L%C3%B6wenzahn.JPG, Ausschnitt, gemeinfrei