Die ersten Philosophen – die Jagd nach dem Urstoff
Am Anfang der Philosophie steht das Staunen
Wenn sich die Menschen über etwas wundern, beginnen sie zu philosophieren. So schreibt der griechische Philosoph Aristoteles.
Bei dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot finden wir zum erstenmal das Wort φιλοσοφέω; er erzählt, dass Solon, der Gesetzgeber Athens, eine Bildungsreise unternimmt, um die Welt zu betrachten. Das Wort φιλοσοφέω hat bei Herodot noch die Bedeutung ‚etwas betrachten‘, ‚genau ansehen‘.
Pythagoras, griechischer Philosoph und Mathematiker, soll als erster das Wort Philosophie in seinem heute geläufigen Sinn gebraucht haben. Ein Philosoph ist nicht ein weiser Mann, sondern ein Mann, der nach Weisheit strebt bzw. der die Weisheit liebt.
Mit den sogenannten Vorsokratikern beginnt in Griechenland die Philosophie. Diese ersten Philosophen „wunderten sich darüber, wie Wasser zu lebendigen Fischen und leblose Erde zu hohen Bäumen oder farbenprächtigen Blumen werden konnte. Ganz zu schweige davon, wie ein kleines Kind im Mutterleib entstehen kann! Die Philosophen sahen mit eigenen Augen, wie in der Natur Veränderungen stattfinden. Aber wie waren solche Veränderungen möglich? Wie konnte etwas aus einem Stoff in etwas ganz anderes übergehen – in lebendiges Leben, zum Beispiel? Gemeinsam war den ersten Philosophen, dass sie glaubten, ein bestimmter Urstoff stecke hinter allen Veränderungen. Wie sie auf diesen Gedanken gekommen waren, läßt sich nicht so leicht sagen. Wir wissen nur, dass er aus einer Vorstellung erwuchs, dass es einen Urstoff geben musste, der hinter allen Veränderungen in der Natur gewissermaßen auf der Lauer lag.“ (Jostein Gaarder, Sofies Welt, Roman über die Geschichte der Philosophie, Oslo 1991, S. 41)
Sie waren also auf der Suche nach einem ‚Urstoff, einem ‚Prinzip (griech. ἀρχή), aus dem die Welt besteht. Sie waren der Überzeugung, dass hinter den vielfältigen Erscheinungen etwas Beständiges und Dauerhaftes ist, aus dem heraus sich alles erklären läßt. Und sie akzeptierten keine Antworten aus den Mythen; es sind nicht Zeus und seine Mitgötter, die dafür verantwortlich sind, sondern allein mit der Vernunft wollten sie nach diesen Grundbausteinen (griech. στοιχεῖον) suchen.